Wer im Internet nachschlägt unter „Do’s and Don‘ts in China“, stößt auf eine Vielzahl gut gemeinter Ratschläge. Tipps wie „Visitenkarten mit beiden Händen überreichen“, „grünen Tee trinken“ oder „Essstäbchen nicht senkrecht in die Reisschale stecken“ wiegen den Lesenden schnell in Sicherheit.
All diese Tipps lassen jedoch außer Acht, dass China ein Land ist, das ungefähr so groß ist wie Europa und ebenso divers. Wer, wie die Autorinnen, sich in unterschiedlichen Regionen Chinas bewegt und mit unterschiedlichen Generationen in Kontakt ist, macht völlig andere Erfahrungen. So sind zwar in modernen chinesischen Großstädten wie Shanghai oder Beijing Visitenkarten weiterhin wichtig, doch werden zunehmend Kontaktdaten auch übers Smartphone ausgetauscht.
Die „wirklich wichtigen Dos‘ and Don’ts“ bewegen sich daher auf einer völlig anderen Ebene. Sie haben zu tun mit Respekt vor einer anderen Kultur, Begegnung auf Augenhöhe, Achtsamkeit und kultureller Sensibilität.
Was heißt das:
Schlüsselbegriffe sind Harmonie, das Respektieren von Hierarchien und das Prinzip des „Gesicht Wahrens“. Unausgesprochen gilt für Ihre chinesischen GeschäftspartnerInnen als oberste Regel, gegenseitig die Integrität zu wahren. Z. B. ist es ist von größter Wichtigkeit, eine positive Atmosphäre zu schaffen, egal ob digital oder analog. Wie stelle ich nun diese Atmosphäre her?
- Begrüßung
Anders als in Japan unterscheidet sich das chinesische Begrüßungsritual nicht sehr von unserem, außer dass in China streng nach hierarchischer Reihenfolge gegrüßt wird, d.h. in einer Gruppe wird die wichtigste Person zuerst begrüßt. Ein leichter Händedruck und die Grußformel „Ni hao“ (你好Du gut?) gilt zu jeder Tageszeit.
- Komplimente und andere Nettigkeiten. In der Kennenlernphase werden oft Komplimente ausgetauscht, Top 1 ist: “Sie sehen sehr jung aus!“, egal wie jung sie tatsächlich aussehen.
- Wer sich selbst herabsetzt, ehrt sein Gegenüber. Eigene Fähigkeiten werden herabgesetzt. Sprechen Sie beispielsweise perfekt chinesisch, dann sagen Sie, dass Sie nur ein paar Worte sprechen könnten, sind Sie erfolgreich im Geschäft, erwähnen Sie nur Ihren kleinen unbedeutenden Betrieb.
- Geschenke
Kleine Geschenke erhalten und machen Freunde, nicht nur bei uns, sondern unbedingt in China. Anders als in Deutschland werden Geschenke traditionell erst später geöffnet.
Wichtig auch hierbei: das Umfeld und den Beschenkten im Blick haben und ein entsprechendes Geschenk aussuchen (das gerne typisch Deutsch sein kann).
Dies alles und eine eher indirekte Kommunikation wahren die gegenseitige Integrität und fördern das harmonische Miteinander. Dann ist es auch egal, ob Sie grünen Tee mögen oder nicht, die Visitenkarte nur mit einer Hand überreichen oder sich ungeschickt mit Essstäbchen anstellen.
Dr. Barbara Geldermann und Monika Krause